Kluft, Abzeichen und Co.

Pfadfinden

„ist keine Ausstellung, wo oberflächliche Ergebnisse gewonnen werden durch Zählung von Verdienstabzeichen […] Dies alles kommt von außen, während Pfadfinderausbildung von innen kommt“ (Baden-Powell)

Lord Baden-Powells Ausspruch macht schon 1907 deutlich, dass sich ein Pfadfinder bescheiden gibt und nicht nach Prüfung und Leistungsgraden strebt. Die zu durchlaufenden „Prüfungen“ sind immer wieder welche mit sich selbst. Individuelles reflektieren und lernen zeichnet uns aus. Jeder an seinem Platz mit seinen Mitteln und Möglichkeiten.

Dr. Alexander Lion erklärte 1948 zur Kluft, dass es sich „nicht um eine Uniform, also militärische Kleidung handelte, sondern um eine auf Zweckmäßigkeit erprobte Wandertracht, auch Kluft genannt, […] So fand allmählich die internationale Tracht Eingang in unsere Bünde, mit dem Unterschied, das all die bunten Abzeichen der Scouts abgelehnt wurden, um unseren Grundsätzen von Einfachheit und Schlichtheit treu zu bleiben“

Ein paar Abzeichen gibt es bei uns auch und werden im Folgenden vorgestellt:

Die Kluft mit Halstuch

Unsere Kluft ist ein dunkelblaues Baumwollhemd und immer dabei. Mit aufgerollten Ärmeln macht es den Anspruch „allzeit bereit“ deutlich und ist sehr bequem zu tragen. Ob es in oder über der Hose getragen wird, ist individuelle Geschmacksache, sollte aber dem Anlass entsprechen. So gibt es auf internationalen oder festlichen Aktionen durchaus die Tradition, das Hemd nur mit bestimmten Abzeichen an bestimmten Stellen in der Hose zu tragen. Auch bei CARSTEN NIEBUHR wollen wir diese Tradition vorleben. Das Halstuch ist je nach Stufe unterschiedlich. Die Wölflinge tragen gelb, alle anderen blau-gelb. Für internationale Veranstaltungen bzw. gemeinsame Aktionen der deutschen Ringeverbände (BdP, DPSG/PSG, VCP) gibt es seit dem Jamboree 2007 ein Deutschland-Halstuch. Dieses wird von allen Stufen gleichberechtigt getragen.

Für Jamborees und andere internationale Großereignisse wird momentan die Einführung einer „Deutschlandkluft“ diskutiert und in Japan 2015 und den USA 2019 ausprobiert.

BdP-Kluft	„Deutschlandkluft“ für BdP, DPSG/PSG, VCP
Halstuch ab Pfadfinderstufe	Halstuch für Wölflinge
Gemeinsames Halstuch von BdP, DPSG/PSG, VCP

Die Weltbund- und Bundesabzeichen

Auf dem linken Ärmel wird die WOSM-Lilie (Jungs) oder das WAGGGS-Kleeblatt (Mädchen) getragen. Sie drücken unsere Zugehörigkeit zur Weltpfadfindergemeinschaft aus. Die Geschlechtertrennung ist mit der knapp 100jährigen Tradition der Verbände begründet. Heute nehmen aber beide Verbände beide Geschlechter auf. (Siehe auch: „Wissenswertes“ am Ende der Seite)

Das Bundesabzeichen wird auf der linken Brusttasche, der Herzseite, getragen. Der Wolfskopf für die Wölflinge ist wieder dem Dschungelbuch entnommen. Die Rautenlilie ist an die WOSM-Lilie angelehnt und durch die „Mode“ nach Rautensymbolen in den 1920er Jahren beeinflusst. Heute ist sie das Symbol für interkonfessionelle Pfadfinder in Deutschland. Das Kleeblatt außen herum entstammt dem Bund Deutscher Pfadfinderinnen, welcher mit dem der Bund der Pfadfinder 1976 fusioniert hat. Gemeinsam stehen sie für die koedukative Jugendarbeit im Bund der Pfadfinderinnen und Pfadfinder BdP e.V. der im Mai 2016 seinen 40. Geburtstag feierte. Die „Flammen der Wachsamkeit“ tragen Ranger und Rover (R/R) im Halstuchwinkel.

Weltbund Mädchen	Weltbund Jungen
(WAGGGS)	(WOSM)
Wölflinge	alle ab Pfadfinderstufe	R/R-Flamme

Das Europa-Deutschland-Band

Als Pfadfinder verstehen wir uns als Verständiger zwischen den Völkern und als Förderer einer besseren Welt. Das Europa-Deutschland-Band deutet zum ersten unsere Staatsangehörigkeit an und äußert zum zweiten unser Verständis als Förderer eines vereinten und friedlichen Europa. Es wird vor der ersten Auslandsfahrt über die Tasche der linken Brust genäht und darf danach dran bleiben. Die RdP-Verbände (BdP, DPSG/PSG, VCP) tragen dieses Band seit dem Jamboree 1991 in Südkorea.

Europa-Deutschland-Band

Das Stammesabzeichen

Das Stammesabzeichen wird auf dem rechten Ärmel, drei Finger breit unter der oberen Naht, getragen. Der nach vorn blickende Carsten Niebuhr steht für Aufbruch und Entdeckungen. Die Pyramiden von Gizeh wurden von Carsten Niebuhr 1761 das erste mal (seit ihrem Bau) vermessen. Am unteren Rand erinnern sie stellvertretend an die Neugier und das Entdecken uns fremder Länder, Menschen und Kulturen.

Auf Jamborees oder Moots wird das Stammesabzeichen durch das deutsche Kontingentabzeichen ersetzt.

Carsten Niebuhr	Deutsches Kontingent	Deutsches Kontingent
	Jamboree 2011	MOOT 2010
	Schweden	Kenia

Die Sippen- oder Rundenabzeichen

Wenn sich eine Sippe oder Runde ein eigenes Abzeichen geben möchte, kann sie sich eines entwerfen und sticken lassen. Dies wird dann drei Finger breit unter dem Stammesabzeichen getragen.

Lager-/ Fahrtenabzeichen

Lager- oder Fahrtenabzeichen werden bei Lagerbeginn auf die rechte Tasche genäht. Sie dürfen nach dem Lager drauf bleiben, müssen aber spätestens gegen das neue aktuelle Lagerabzeichen ausgetauscht werden. Die Kluft wird nicht als Sammelbecken (= „geschmückter Weihnachtsbaum“) genutzt. Viele Pfadfinder nutzen ein Halstuch zu Hause oder eine Lagerdecke, auf der sie die Abzeichen sammeln.

Das Woodbadge

Das Woodbadge ist ein Lederband, an welchem zwei Holzklötzchen hängen. Dies ist das einzige Ausbildungsmerkmal, welches Pfadfinder tragen können und deutet auf den Abschluss der Pfadfinderausbildung hin. International wird ein Woodbadgeträger als Scoutmaster bezeichnet.

Baden-Powell wollte Anfang der 1920er Jahre die Gewissheit haben, dass seine Ideen der weltoffenen und friedensschaffenden Pfadfinder weitergehen und bildete im Gilwellpark bei London die ersten Scoutmaster aus. Diese erhielten nach mehreren Monaten Ausbildung Tigerzähne an einem Lederband, welche Baden-Powell in Afrika geschenkt bekam. Nachdem die Tigerzähne aufgebraucht waren, wurden sie durch Holzklötzchen ersetzt. Der Rest der Ausbildung ist immer noch sehr ähnlich an der von 1920. Zusätzlich erhalten Scoutmaster ein Gilwellhalstuch mit dem Muster des schottischen Clans McLaren, welcher den Pfadfindern den Gilwellpark schenkte. Aufgrund der Bescheidenheit eines Pfadfinders, wird das Woodbadge zum allgemeinen Gruppenhalstuch getragen und das Gilwelltuch nur zu feierlichen Gilwellveranstaltungen und machmal zu Versprechensfeiern.

Leider haben in Deutschland auch „Pfadfinderverbände“ (Die eigene Ziele mit Hilfe mancher Pfadfindermethoden verfolgen) angefangen, Woodbadgeschulungen durchzuführen. Ein kleiner Trost dabei ist: Das World Scout Office genehmigt diese Schulungen nicht, sodass diese Organisationen sich selber um „Klötzchen“ und Tücher kümmern müssen.

Wissenswertes

Pfadfinder tragen weltweit eine Lilie. Früher war die Lilie auf Landkarten und zeigte nach Norden. Auch auf dem Kompass findet man sie noch heute. Sie wird somit zum Symbol für „den richtigen Weg“ und steckt in der Form des WOSM-Emblems voller Bedeutung:

• Drei Lilienblätter: Tue deine Pflicht gegenüber anderen, deinem Gott, dem Pfadfindergesetz (3 Grundsätze des Pfadfinderversprechens)
• Zwei Sterne (Wahrheit und Wissen) mit 10 Zacken (10 ursprüngliche Pfadfinderregeln)
• Das Band um die drei Blätter: Zusammenhalt der Pfadfinderfamilie
• Seil um die Lilie: Weltumspannende Bruderschaft
• Der Kreuzknoten: Fester Zusammenhalt der Pfadfinderbewegung